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Hybrid Wikis – Ein neuer Ansatz zur Dokumentation, Kommunikation und...

München, 15.11.2010

Die TU München hat im November 2010 die Community Wiki4EAM gegründet, um in Zusammenarbeit mit Unternehmensarchitekten aus Unternehmen und Behörden einen grundsätzlich neuen Ansatz zur Werkzeugunterstützung für das Enterprise Architecture Management (EAM) zu verfolgen.

„Einfachheit, Emergenz und Offenheit sind Kerneigenschaften erfolgreicher Anwendungen im Internet-Zeitalter“ sagt Professor Matthes, Leiter des Lehrstuhls für Software Engineering an der TU München. „Diese wollen wir für einen Paradigmenwechsel bei der Werkzeugunterstützung für das Enterprise Architecture Management nutzen“. Seit 2005 untersucht der Lehrstuhl regelmäßig die marktführenden Werkzeuge zum EAM und veröffentlicht seine Ergebnisse in international vielbeachteten Studien [EAMTS2005, EAMTS2008, TEAMT 2010]. Nach Ansicht von Professor Matthes leiden diese Werkzeuge jedoch an folgenden grundsätzlichen Defiziten:

  • Anwender (in der IT, im Geschäft, im Management) müssen Informationen in einem neu etablierten Werkzeug hoch-strukturiert pflegen, verwalten und suchen.
  • Die Benutzeroberfläche, die Datenstrukturen und Arbeitsprozesse dieses Werkzeugs sind nicht in die täglichen Arbeitsprozesse integriert und können nur durch Experten mit hohen Kosten und großer Zeitverzögerung angepasst werden.
  • Die arbeitsaufwändige strukturierte Bereitstellung des Expertenwissens führt zu keinem unmittelbaren Nutzen für den einzelnen Anwender.

Professor Matthes erläutert, dass analoge Defizite zur Nicht-Akzeptanz von unternehmenszentrierten Wissensmanagement-Plattformen im letzten Jahrzehnt geführt haben.

Wikis, Blogs und soziale Netzwerke stellen hingegen den einzelnen Nutzer und seine persönliche Expertise in den Mittelpunkt und stärken seine persönliche Reputation. Durch soziale Interaktionen und inkrementelle, dezentrale Erweiterung und Vernetzung entstehen emergente Strukturen für Informationen, Funktionen und Prozesse, die oft klassischen Standardlösungen zum Informations- und Wissensmanagement überlegen sind (siehe z.B. Wikipedia).

Enterprise Wikis sind Wiki-Plattformen, die auf den Einsatz in Unternehmen und Organisationen hin optimiert sind. Sie bieten neben den bekannten Vorteilen von Wikis (einfache Benutzbarkeit, Unterstützung multimedialer Inhalte, Revisionssicherheit, Diskussionsmöglichkeiten, Skalierbarkeit und offene Schnittstellen) erweiterte Suchmöglichkeiten, Tagging, Rechtesysteme und eine an Desktopapplikationen orientierte Benutzeroberfläche. Bekannte Bekannte Beispiele für Enterprise Wikis sind Microsoft SharePoint 2010 oder Atlassian Confluence.

Vor dem Hintergrund dieser Erfolge hat die TU München in den letzten Monaten eine moderne Java-basierte quelloffene Enterprise Wiki-Plattform [Tricia] um eine kleine aber flexibel kombinierbare Menge von Mechanismen zur Strukturierung, Klassifikation, Verknüpfung, Konsistenzüberprüfung und Visualisierung von Wiki-Seiten erweitert, wie sie auch in kommerziellen EAM Werkzeugen anzutreffen sind. Anders als in diesen starren Systemen können diese Mechanismen aber nun von jedem Autor und Bearbeiter von Wiki-Seiten „nebenbei“ im Rahmen seiner täglichen Arbeit für die von ihm verwalteten Inhalte aktiviert, konfiguriert oder auch deaktiviert werden. Die so entstehenden Hybrid Wikis für das EAM kombinieren so die Ausdrucks- und Strukturierungsmächtigkeit metamodellbasierter semantisch reichhaltiger Unternehmensarchitekturmodelle mit der Flexibilität, Offenheit und Einfachheit von Enterprise 2.0 Plattformen beim Management (noch) unstrukturierter Texte, Bilder, Dokumente und Diagramme, die die aktuelle oder zukünftige Unternehmensarchitektur beschreiben.

Die ersten Rückmeldungen aus der Unternehmenspraxis beim Einsatz von HybridWikis für das Architekturmanagements sind laut Professor Matthes vielversprechend: „Die Entwicklung eines unternehmensweit verbindlichen Architektur-Vokabulars, Informationsmodells und Ordnungsrahmens, findet nun werkzeuggestützt im Dialog zwischen Endanwendern und Architekten im Hybrid Wiki anhand konkreter Informationsbestände statt (data first) und nicht wie bisher im Abstrakten (schema first) zwischen einer kleinen Gruppe von Architekten und Vertretern der Werkzeughersteller.“

Internationale Forscher und Anwender möchten mit der TU München untersuchen, ob Hybrid Wikis einige der bekannten Probleme beim Aufbau einer unternehmensspezifischen EAM-Funktion (Benutzerakzeptanz, Verzahnung mit anderen IT-Management-Prozessen und –Werkzeugen, Adaption des Informationsmodells und der Governance-Strukturen) beseitigen können.

Die ersten Workshops der Wiki4EAM Community finden im Dezember 2010 statt. Weitere Teilnehmer aus Unternehmen und aus der anwendungsorientierten Forschung sind herzlich eingeladen [Wiki4EAM].

Kontakt

Christian Neubert

Lehrstuhl für Informatik 19

Institut für Informatik

Technische Universität München

Boltzmannstraße 3

85748 Garching

Tel. + 49 89 289 17126

christian.neubert@in.tum.de

 

Weitere Informationen

[Wiki4EAM] wwwmatthes.in.tum.de/wikis/sebis/wiki4eam

[Tricia] www.infoasset.de

[EAMTS 2005] wwwmatthes.in.tum.de/wikis/sebis/eamts2005

[EAMTS 2008] wwwmatthes.in.tum.de/wikis/sebis/eamts2008

[TEAMT 2010] wwwmatthes.in.tum.de/wikis/sebis/teamt2010